zurück | RN – 15. Juli 2014 |
Gefühle bis zur Decke
Wie ein deutsch-argentinisches Paar das WM-Finale am Sonntag verfolgte
SCHWERTE. Während der Fußball-WM 2006 hat Maria Ester Grulke sich zum Bügeln in den Keller verzogen – weil sie die Spannung nicht aushielt. Diesmal schaffte sie es. Bis zum Schluss drückte sie ihrem Heimatland Argentinien im Finale die Daumen. Und das ausgerechnet neben ihrem deutschen Ehemann.
Es ist sieben Minuten vor dem regulären Spielende, die 113. Minute. Plötzlich schießt Mario Götze das 1:0 für Deutschland. Und die Fans stehen Kopf – die deutschen und die argentinischen. „Mir gehen immer noch die Haare hoch, wenn ich an die letzten Minuten denke“, erzählt Maria Ester Grulke. Bis zum Ende habe sie gehofft, dass Argentinien es noch schafft. „Wir haben alle gezittert.“
Gemeinsam mit ihrem Mann Heinz Schmücker, drei bis vier weiteren Deutschen und 18 Argentiniem hat die 61-Jährige das Finale am Sonntag in Iserlohn verfolgt. Es sind Freunde der Familie, aus Essen, Bochum, Dortmund, mit denen das Ehepaar auch schon Spiele vergangener Weltmeisterschaften gesehen hat. Ob es Streit gab, als Deutschland am Ende gewonnen hat? Nein, so sei es nicht gewesen – auch, wenn die argentinischen Fans oftmals emotionaler reagieren würden. „Sie haben gezappelt, geschrien und gebrüllt“, erzählt Heinz Schmücker, ein gebürtiger Schwerter. Und seine Frau bestätigt lachend: „Sie springen fast bis an die Decke,“
Zwei Zuhause
Maria Ester Grulke lebt seit 32 Jahren in Deutschland. Sie hat damit die Hälfte ihres Lebens hier verbracht. Weil sie Vorfahren in Deutschland hat, kam sie irgendwann her, um sich dieses Land anzuschauen – und blieb. Seitdem schlagen zwei Herzen in ihrer Brust. „Ich habe zwei Zuhause“, sagt Grulke. Einmal im Jahr fliegt sie mit ihrem Mann nach Argentinien, um ihre Familie zu besuchen und wegen der Projekte von Louisa e.V., dem Verein des Paars, der arme Kinder in Garupa unterstützt. Grulke fühlt sich als halbe Deutsche und halbe Argentinierin. „Es ist so: Wenn ich in Deutschland bin, vermisse ich Argentinien, und wenn ich in Argentinien bin, vermisse ich Deutschland.“
Das Auto des Ehepaars, das seit über 13 Jahren zusammen ist, schmücken also zwei Flaggen, ebenso wie den Laden ihres Vereins. Dass ausgerechnet Deutschland und Argentinien im Finale standen, hat das Ehepaar gefreut. „Wir sind auf beide Mannschaften stolz“, sagen sie.
Tief im Herzen
Trotzdem, ein klein wenig traurig ist Maria Ester Grulke doch, dass ihr Heimatland es am Ende nicht geschafft hat. So wie ihre Mutter in Argentinien, die mit ihren 89 Jahren jedes Spiel dieser WM verfolgt hat. „Ganz tief in meinem Herzen ist Argentinienmeine Heimat“, sagt Grulke. „Das kann man nicht einfach unter den Teppich schieben.“
Foto: Paulitschke
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